März: Insektenfreundliche Stauden

Stauden mit „Funktion“

Das Wichtigste in einem insektenfreundlichen Garten sind natürlich die Pflanzen. Gerade, wenn man die Insekten unterstützen möchte, sollte man Gehölze und Stauden (= mehrjährige, krautige Pflanze) nicht nur nach Aussehen auswählen, sondern auch in ihrer Funktion als Futterpflanze und als Nistmöglichkeiten.

Schlüssel-Schloss-Prinzip

In einem naturnah gestalteten Garten geht ohne heimische Wildpflanzen gar nichts. Erst durch sie werden gebaute Strukturen wie Beete, Teiche oder Trockenmauern lebendig und bieten Insekten einen Lebensraum. Denn nur heimische Wildpflanzen bieten unseren heimischen Insekten genau das Angebot an Nahrung und Lebensraum, an das sie sich über tausende von Jahren angepasst haben. Die Bedürfnisse der Glänzenden Natternkopf-Mauerbiene passen zum bläulich-rosa blühenden Natternkopf (Echium vulgare) wie ein Schlüssel zum Schloss. Kurz gesagt: Ohne Natternkopf keine Natternkopf-Mauerbiene. Gleiches gilt u.a. auch für die Glockenblumen und den Rainfarn. Diese Pflanzenarten sind für einige Bienenarten die einzigen Blüten, an denen sie sich versorgen können. Und solche Symbiosen sind gerade bei den Insekten zahlreich. Zugleich fliegen auch noch andere Insektenarten auf diese Blüten, sodass es für die Blütenspezialisten zu Nahrungsknappheit kommen kann. Ein Grund mehr im eigenen Garten ein reichhaltiges Angebot an heimischen Blüten zu schaffen.

Und was genau bedeutet heimisch? Das kommt ganz darauf an, wie genau man es nehmen möchte. Und dabei gilt, je regionaler, desto besser. Eine Pflanze, die in Deutschland natürlicherweise vorkommt, wird mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Nutzen für unsere Insekten bringen als beispielsweise eine Pflanze aus China oder Nordamerika. Da aber viele Pflanzen, auch wenn sie von der gleichen Art sind, in verschiedenen Regionen unterschiedliche „Varianten“ ausbilden, ist es durchaus sinnvoll, möglichst Pflanzen aus der eigenen Region (aus regio-zertifiziertem Saatgut) zu verwenden. Regionale Verbreitungskarten sowie Angaben über das Vorkommen der Pflanzen in Deutschland finden Sie unter www.floraweb.de, Bezugsquellen für Pflanzen aus Regio-Saatgut finden Sie auf hier auf unserer Homepage . Darüber hinaus sollte man möglichst immer die Wildform einer Pflanze verwenden und keine gezüchteten Sorten.

Mit der Verwendung heimischer Stauden im Garten kann man vielen Tieren einen Lebensraum bieten, der in der freien Natur schon kaum mehr zu finden ist. Und viele Insektenarten nehmen diese Möglichkeiten auch schnell an, sodass man die Artenvielfalt im eigenen Garten deutlich erhöhen kann (Buchtipp: „Tiere pflanzen“ von Ulrike Aufderheide).

Invasive Neophyten

Bei der Pflanzung und Aussaat von nicht-heimischen Arten sollte man stets bedenken, dass sie nicht nur schön anzusehen sind, sondern uns gegebenenfalls auch große Probleme bereiten können, wenn sie sich als invasive Neophyten auch in der freien Natur ansiedeln. Als invasive Neophyten bezeichnet man Pflanzen aus anderen Kontinenten, die sich auch außerhalb unserer Gärten mit großem Erfolg vermehren können und dabei einheimische Arten verdrängen und Lebensräume beeinträchtigen können. Beispiele hierfür sind: Verschiedene Springkraut-Arten (Impatiens), die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) oder der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica). Weitere Informationen hierzu bietet das kostenlose Handbuch invasiver Neophyten des Naturgartenvereins (www.naturgarten.org).

Garten-Praxis

Heimische Stauden gibt es für jeden Standort und sie sind meist erfreulich robust und anspruchslos. Und sie müssen noch nicht einmal unbedingt gepflanzt werden, man kann ganze Beete auch durch Einsaat von entsprechenden Samen gestalten. Solche Gestaltungen sind dann nicht vergleichbar mit den Englischen Stauden-Rabatten, die jedes Jahr perfekt gleich aussehen. Aber das ist auch nicht das Ziel. Im Naturgarten suchen sich viele Stauden durch Selbstaussaat über die Jahre ihren optimalen Standort selbst, die Beete verändern sich mit der Zeit. Gerade diese Dynamik ist das spannende am Naturgarten, er sieht jedes Jahr anders aus und seine tierischen Bewohner sind zahlreich.

Um den Stauden, die meist am besten auf eher mageren Standorten wachsen, gute Startbedingungen zu geben, sollte vor der Bepflanzung jegliches Unkraut gründlich entfernt werden. Dann werden die Stauden gepflanzt und der Bereich zwischen den Stauden wird mit einer Ansaat von schnellkeimenden Arten geschlossen. Somit entfällt das sonst übliche Mulchen mit Holzhäcksel oder anderen Materialien. Die Ansaat bedeckt den Boden und hält unerwünschte Beikräuter fern, die sich sonst dort breitmachen würden, denn offener Boden ist immer eine Einladung an die Natur, dort etwas wachsen zu lassen. Schöne Kombinationen aus Pflanzung und Ansaat heimischer Wildstauden findet man z.B. im Buch „Schön wild“ von Brigitte Kleinod und Friedhelm Strickler.

Heimische Stauden für verschiedene Standorte

Sonnig bis halbschattig:

Wilde Karde (Dipsacus fullonum)

Gemeiner Natternkopf (Echium vulgare)

Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis)

Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare)

Dost (Origanum vulgare)

Trocken, halbschattig bis schattig:

Harzer Labkraut (Galium saxatile)

Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris)

Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)

Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)

Salomonssiegel (Polygonatum odoratum)

Feuchter Standort (Ufer- und Sumpfzonen):

Sumpfdotterblume (Caltha palustris)

Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre)

Kuckucks-Lichtnelke (Silene/Lychnis flos-cuculi)

Gewöhnl. Teufelsabbiss (Succisa pratensis)