April: Unkraut im insektenfreundlichen Garten

Naturgarten, darf alles einfach wachsen?

Ein insektenfreundlicher Naturgarten? Ach, das sind doch die, die immer alles einfach wachsen lassen! So, oder so ähnlich klingen oft die Vorurteile gegenüber einer naturnahen Gartengestaltung.

Allerdings, wenn das zutreffend wäre, dann hätten wohl alle Naturgärtner am Ende einen Wald auf ihrem Grundstück. Auch ein insektenfreundlicher Naturgarten ist ein Stück gestaltete Natur und auch dort gibt es unerwünschte Pflanzen, Beikräuter oder einfach: Unkraut. Da wir aber keinerlei Gift oder Herbizide verwenden, gilt es, dem Unkraut von Anfang an genügend Aufmerksamkeit zu widmen.

Gute Vorbereitung ist alles

Eine gründliche Vorbereitung des zu bepflanzenden Bodens ist entscheidend. Alle Unkräuter, die sich durch Samen im Boden vermehren, sollten durch flaches Hacken entfernt werden – bei starkem Unkrautdruck muss dies im Abstand von drei bis vier Wochen mehrmals wiederholt werden. In den ersten beiden Jahren nach der Bepflanzung sollte man noch regelmäßig gründlich aufkeimendes Unkraut auszupfen, danach hat sich in der Regel die Pflanzendecke so gut geschlossen, dass kaum noch Samenunkräuter aufkeimen können.

Viele Naturgärtner arbeiten, um die Pflanzendecke möglichst schnell zu schließen und keine offenen Bodenflächen für Unkräuter zu haben, mit einer Kombination aus Staudenpflanzung und Ansaat in den Zwischenräumen der Stauden. Hierfür eignen sich z.B. Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor), Acker-Rittersporn (Consolida regalis) oder Gewöhnliche Nachtviole (Hesperis matronalis).

Wenn man Interesse und ausreichend Zeit hat, kann man bei einigen aufkeimenden Unkräutern auch erst einmal beobachten, um welche Pflanze es sich handelt. Denn es gibt durchaus auch ein Samendepot von heimischen Wildpflanzen im Boden, die wir im Naturgarten gerne wachsen lassen, z.B. Wald-Vergissmeinicht (Myosotis sylvatica), Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis) oder Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata).

Umgang mit Wurzelunkräutern

Viel schwieriger ist dagegen die Entfernung von Wurzelunkräutern wie z.B. Giersch, Quecke und Winden, da diese sich aus jedem noch so kleinen Wurzelstück wieder neu regenerieren können und konkurrenzschwächere Wildstauden in kurzer Zeit überwuchern. Hier sollte man die Beete gründlich mit einer Grabegabel durcharbeiten und akribisch alle Wurzeln entfernen. Bei einer starken Verunkrautung mit Wurzelunkräutern lohnt es sich, Geduld zu haben und die Beetfläche über eine Saison immer wieder durchzuarbeiten und erst im nächsten Frühjahr zu bepflanzen. Das fällt vielen schwer, aber man erleichtert sich damit die Arbeit im fertig bepflanzten Beet über Jahre. Denn wenn sich Wurzelunkräuter erstmal in einer Staudenpflanzung breit gemacht haben, ist es kaum noch möglich, diese einzudämmen.

Alternativ kann man die Beetfläche auch über einen Sommer mit schwarzer Folie abdecken, darunter sterben die Wurzeln und Ausläufer dann ab.

Beete, die vorher stark von Wurzelunkräutern bewachsen waren, sollte man, nach deren gründlicher Entfernung, am besten mit eher hochwachsenden und konkurrenzstarken Arten bepflanzen, die Unkraut in einem gewissen Rahmen unterdrücken können. Dazu zählen beispielsweise Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Gewöhnlicher Wasserdost (Eupatorium cannabium) oder Gewöhnlicher Beinwell (Symphytum officinale). Weitere Stauden, die Unkraut unterdrücken können, findet man im Buch „Schön wild“ von Brigitte Kleinod und Friedhelm Strickler.

Bei sehr starkem Bewuchs mit Wurzelunkräutern wäre eventuell auch an einen Austausch des vorhandenen Bodens zu denken, der tief genug abgetragen und durch neues Substrat ersetzt werden muss. Hierbei sollte man natürlich darauf achten, dass der neue Boden unkrautfrei ist – also am besten keinen Mutterboden, sondern eher Unterboden / Rohboden, gegebenenfalls ergänzt mit zertifiziertem Kompost, verwenden. 

 

Eine Beet für Unkräuter

Ist ein überwiegend unkrautfreies Beet erst mal bepflanzt und nach ca. 2 Jahren gut eingewachsen (es gibt also keine „Lücke“, keinen offenen Boden mehr zwischen den Stauden), genügt es, nur ab und an mal nachzuschauen, ob sich manche Stauden zu stark ausbreiten und man diese ein wenig zurücknehmen möchte oder ob doch irgendwo wieder Unkräuter aufkeimen, diese sind dann in der Regel aber schnell ausgezupft.

Auch wenn wir in den Beetflächen Unkräuter möglichst gründlich entfernen wollen, sollte man, sofern genügend Platz vorhanden ist, doch ein kleines Plätzchen, vielleicht im hinteren Teil des Gartens, reservieren, wo Brennnessel, Giersch und Co. wachsen dürfen. Denn sie spielen für die Insektenvielfalt eine wichtige Rolle: An der Brennnessel fressen z.B. die Raupen von mehr als dreißig heimischen Falterarten, darunter Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Admiral.