Juni: Mähen - Was? Wann? Wie? Womit?

Veränderte Mähgewohnheit fördert Artenvielfalt

Eine sehr einfache und kostengünstige Möglichkeit um die Artenvielfalt auf dem eigenen Grundstück zu erhöhen, ist die Veränderung der Mähgewohnheiten. Viele Menschen mähen ihren Rasen regelmäßig alle ein bis zwei Wochen, was dazu führt, dass sogar Löwenzahn und Gänseblümchen kaum mehr eine Chance haben zur Blüte zu kommen. Daraus resultiert eine reine „Graswüste“, in der kaum ein Insekt einen Lebensraum findet.

Der Schnellbegrüner im Schaugarten wird gemäht.
Im Schaugarten wurde im Frühjahr Kräuterrasen und Blumenwiese mit Schnellbegrüner eingesät.

Mähen von Zierrasen-Flächen

Eine bestehende Zier-Rasenfläche (also ohne extra Ansaat von Wiesenblumen oder -kräutern) lässt sich ökologisch im begrenzten Rahmen aufwerten und artenreicher gestalten, indem man die Düngung komplett einstellt (und auch nicht mehr regelmäßig kalkt und vertikutiert) und nur dann mäht, wenn es für die Nutzung wirklich erforderlich ist. So könnte man manche Bereiche ca. alle zwei bis drei Wochen mähen, während man weniger genutzte Bereiche sogar vier Wochen und länger nicht mäht.

Außerdem sollte man das Schnittgut von der Fläche entfernen, also einen Mäher mit Aufnahme nutzen oder die Fläche abharken. Ein Mulchmäher ist ungeeignet, da er über den Mulch immer wieder Nährstoffe auf die Fläche bringt. Heimische Wildkräuter und Blumen bevorzugen aber eher magere Standorte, deswegen sollte man auf einen zusätzlichen Nährstoffeintrag verzichten. Hinzukommt, dass der Mulch die Bodenschicht beschattet, wodurch lichtkeimende Wildkräuter nicht zur Keimung kommen können.

Maulwurfshaufen als Einsaatfläche nutzen

Durch den veränderten Mährhythmus und die Abmagerung ist es möglich, dass in eine bestehende Rasenfläche über mehrere Jahre einige Wildkräuter und -blumen einwandern. Allerdings ist der Effekt begrenzt und abhängig vom Blütenangebot im Umfeld des Gartens. Zusätzlich könnte man an einigen Stellen den Boden frei machen oder Maulwurfshaufen als offene Fläche nutzen um zertifiziertes Kräuterrasen-Saatgut einzubringen.

Kräuterrasen

Ein angelegter Blumen-Kräuterrasen kann drei- bis fünfmal im Jahr gemäht werden (Bezugsquellen für Saatgut).  Er erreicht eine maximale Höhe von 40 bis 60 cm, kann aber auch kürzer gehalten werden. Dann setzen sich die eher niedrigeren Arten der Mischung stärker durch. Auch hier ist es sehr wichtig, auf jegliche Düngung zu verzichten und das abgemähte Gras von der Fläche zu nehmen (kann z.B. an Kleintiere verfüttert werden). Idealerweise sollten verschiedene Teilbereiche unterschiedlich oft oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemäht werden. Dies kann im Garten auch als kreatives Gestaltungselement genutzt werden. Eine Schnitthöhe von 5 cm sollte nicht unterschritten werden.

Wer einen hohen Kräuterrasen mähen möchte, kommt mit dem Standard-Rasenmäher recht schnell an seine Grenzen. Kleine Flächen lassen sich sehr gut mit einer Handsense bzw. mit einem Freischneider mähen. Das erfordert ein wenig Übung, ist aber die schonendste Mähmethode für alle Insekten, Amphibien und Kleinsäuger. Als Alternative bietet sich ein kleiner Balkenmäher an.

 

Wiese

Eine der größten Schwierigkeiten beim Anlegen und Pflegen einer Blumenwiese ist die richtige Mahd. Denn eine Wiese MUSS gemäht werden, auch wenn sie gerade so schön blüht. Wird nicht gemäht, setzen sich mit der Zeit die Gräser immer stärker durch, der Blütenreichtum nimmt ab und die Fläche verfilzt und verbuscht zunehmend. Artenreiche Blumenwiesen sind als Folge landwirtschaftlicher Aktivität in Form von extensiv genutzter Heuwiesen entstanden und brauchen diese Nutzung um dauerhaft zu bestehen (Buchtipp: „Die Wiesenfibel“ von Ralf Worm).

Eine Wiese sollte ein bis zweimal pro Jahr gemäht werden (auf sehr nährstoffreichen Standorten auch dreimal). Der erste Schnitt erfolgt zwischen Mitte Mai und Ende Juni, ein zweiter Schnitt kann im August bis Anfang September durchgeführt werden. Ein früher Schnitt ist umso wichtiger, je nährstoffreicher der Standort ist. Wenn möglich sollte auch hier abschnittsweise gemäht werden, um den Insekten nicht mit einem Mal das gesamte Blütenangebot zu entziehen („Staffelmahd“). Wählt man den Mähzeitpunkt jedes Jahr ein wenig anders (auch bei einmaliger Mahd), kann man die Artenvielfalt der Pflanzen zusätzlich unterstützen, da jede Art ihren „optimalen Mähzeitpunkt“ hat.

Zur Wiesenmahd sollte auf keinen Fall ein Mulchmäher eingesetzt werden, da dieser durch das Mulchen Nährstoffe im Boden anreichert und zusätzlich bei der Zerkleinerung des Mahdguts auch alle Insekten, Amphibien und Kleinsäuger mit häckselt. Die schonendste Mähmethode ist ein Balkenmäher (Doppelmessermähbalken), den es sowohl zur Nutzung an einem Trecker als auch an einem kleinen Einachser als Anbaugerät gibt. Dieses Mähverfahren schneidet die Halme mit einem Schnitt unten ab und verzichtet auf eine weitere Zerkleinerung. Die Mindestschnitthöhe sollte 7 cm nicht unterschreiten. Kleinere Flächen lassen sich auch mit einer Handsense bzw. mit einem Freischneider gut und schonend mähen. Weitere Informationen zu Wildblumenwiesen finden Sie auch hier. 

Tom mäht mit der Sense.
Kerstin mäht mit dem Balkenmäher.
Zum Zeitpunkt der Mageritenblüte wird gemäht.
Für die Mahd der Wiese eignet sich ein Balkenmäher.

Vielfalt auf Grünstreifen erhalten

Häufig sieht man, dass fleißige Gärtner auch Grünstreifen oder Straßenränder, die an ihr Grundstück angrenzen sehr regelmäßig mähen und damit frei von Wildblumen halten. Dabei könnten gerade auf solchen ungenutzten Grünstreifen wertvolle Trittstein-Biotope für unsere Insekten entstehen. Für Bereiche außerhalb des eigenen Grundstücks ist in der Regel die Gemeinde zuständig, die dort mehrmals pro Jahr mähen lässt. Man könnte sich also Arbeit ersparen und gleichzeitig den Insekten helfen, in dem man diese Bereiche nicht noch zusätzlich kurzhält.

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