September: Sand und Steine im Garten - Was steckt dahinter?

Steine und Sand im eigenen Garten – da fragt man sich wer darin wohnen soll und denkt maximal an Ameisen in der Pflasterung. Hinter dem wertvollen Lebensraum Sand und Stein steckt aber viel mehr.

Kleine Bereiche in denen man ein Sandbeet anlegt, ein Beet offen lässt, ein Rasen lückig sein darf oder ein mit Sand gefülltes Gefäß anbietet, haben eine große Wirkung. Ergänzt durch Lesesteinhaufen und kleine Trockenmauern können Lebensräume für Insektenarten gestaltet werden, die es gerne warm und trocken haben. Hier finden Sie unsere Kurzanleitung zum Thema Sand als Lebensraum.

Sand als Nistplatz

Sand ist der Lebensraum für viele Insektenarten. Allein ¾ aller nestbauenden Wildbienen legen ihre Nester im Boden an. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Oberfläche speichert die Wärme und bei Regen läuft das Wasser schnell ab, somit ergibt sich ein idealer Ort um dort ein Nest zu bauen!

Auch andere Insektenarten wie zum Beispiel Käfer und Heuschrecken sind auf offenen Boden angewiesen, um dort ihre Eier abzulegen. Im Boden entwickeln sich aus den Eiern die Larven – das Kinderstadium der Insekten – und aus Ihnen entwickeln sich die erwachsenen Tiere. Dies kann bei manchen Arten mehrere Jahre dauern. Die Eier des Grünen Heupferds überwintern mindestens zwei Jahre im Boden. Jede Änderung im Lebensraum bedeutet auch den Verlust der nachfolgenden Generation, die im Boden ist.
Auch im Bereich von Blattrosetten (bodennah gelegene Blätter) überwintern Insekten als Ei, Larve oder als erwachsenes Tier.

Im Hausgarten ist der Sand meist unter Pflastersteinen verborgen. Hier werden die Fugen genutzt, um Nester anzulegen. Ein genauer Blick lohnt sich hier, da nicht jeder Sandhaufen, wie oft vermutet, von einer Ameise stammt.

Anlegen eines Sandbeets

So legen Sie ein Sandbeet an: Als Material dient ungewaschener Sand. Machen Sie die Probe: Leicht feuchter Sand lässt sich mit der Hand zu einem Klumpen pressen und fällt auseinander, wenn man wieder dagegen klopft. Bitte nutzen Sie keinen Spiel- oder Quarzsand.

Eine Fläche von 1 m² an einem vollsonnigen Ort reicht schon aus, um ein Insektenrefugium anzulegen. Dieser kann als Haufen mit Steinen eingefasst werden oder Sie heben eine kleine Fläche aus und füllen diese mindestens 50 cm tief auf.
Die Fläche sollte unkrautfrei gehalten werden. Ist die Fläche größer, kann man heimische ein- und mehrjährige Stauden auf die Fläche setzen. Sollten Katzen die Fläche attraktiv finden, kann ein Drahtgeflecht hilfreich sein um diese aus dem Sandbeet fernzuhalten.

Sie können die Fläche auch dekorativ mit Totholz ergänzen.

Sandbeet mit Totholzelementen im Insektenschutz-Schaugarten

Lebensraum Stein

Insekten können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Sie sind deshalb weitgehend von der Umgebungstemperatur anhängig und benötigen für die Entwicklung der Eier und Larven und als erwachsenes „fertiges“ Tier warme, sonnige Standorte.

An Steinen kann man immer wieder Insekten beobachten, die die gespeicherte Wärme nutzen, um sich z.B. vor einem Flug aufzuwärmen. Solche Möglichkeiten bieten zum Beispiel: Lesesteinhaufen, Kräuterspiralen und Trockenmauern. Sogar Wege und Pflasterungen im Garten kann man so gestalten, dass sich Insekten dort wohlfühlen.

Lesesteinhaufen

Steinhaufen aus Natursteinen werden von Insekten, Amphibien und Reptilien wie zum Beispiel Eidechsen als Versteck und Sonnenplatz genutzt. Viele Arten legen ihre Eier dort ab oder überwintern in den Lücken und Sandfüllungen. Damit der Haufen genügend Platz und Schutz bietet ist es sinnvoll auch einen unterirdischen frostgeschützten Raum zu schaffen. Zunächst wird an einem sonnigen Platz eine Mulde ausgehoben und eine Drainageschicht aus Sand und Kies aufgebracht (ca. 10 cm hoch). Nun kann das Stapeln der Steine, gerne 80 bis 120 cm hoch, beginnen. Einen Teil der Lücken kann man mit Sand und Lehm auffüllen, um zum Beispiel Wildbienen eine Möglichkeit zu bieten dort Nistplätze anzulegen. Das so geschaffene Paradies zur Erhöhung der Artenvielfalt im eigenen Garten lässt sich mit einer Kräuterspirale, einem Sandbeet oder einem Steingarten kombinieren.

Trockenmauer

Trockenmauern werden aus Natursteinen (am besten regionaler Herkunft) und unbelastetem Recyclingmaterial gebaut mit einer Hinterfüllung aus Schotter und/oder Mineralstoffgemisch. Trockenmauern werden nie mit Erde gefüllt. Die Stabilität einer Trockenmauer ergibt sich durch das Eigengewicht und die Verzahnung der Steine. Die Fugen werden nachträglich mit Sand oder Lehm oder gar nicht (trocken!) verfugt. Der Bau einer mehrlagigen Trockenmauer ist komplex. Deswegen möchten wir an dieser Stelle den Tipp geben zunächst eine niedrige Trockenmauer zu bauen. Zwei bis drei Lagen reichen schon aus um einen attraktiven Lebensraum zu bieten! Diese können zum Beispiel als Beeteinfassung genutzt werden. Die Fugen sollten dann mit Sand oder Lehm verfüllt werden, damit Insekten dort selbstständig ihre Nester anlegen können. Mit entsprechender Anleitung lassen sich auch höhere Mauern errichten. Aus Stabilitätsgründen sollte man sich beim Bauen von höheren Mauern aber an einen Profi wenden. Weitere Infos zum Trockenmauerbau finden Sie hier auf der Homepage des Naturgartenvereins. 

Trockenmauer im Insektenschutz-Schaugarten mit lila blühendem Natternkopf.

Wege und Pflasterungen

Wege die als Untergrund eine Sandschicht besitzen, sind ideale Niststandorte für Arten wie zum Beispiel viele Wildbienen und Grabwespen, die sich im Boden entwickeln. Der Nistbau dieser Arten schadet der Pflasterung nicht! Aber auch für Ameisen sind Pflasterfugen attraktive Lebensräume. Unser Tipp zur Umsiedelung: Stellen Sie einen mit Holzwolle gefüllten Blumentopf umgekehrt in die Nähe des Nestes. Die Ameisen beginnen den Umzug und sobald die Königin ebenfalls eingezogen ist, kann man den Topf an einen anderen Ort umsetzen. Viele Erdhaufen in Pflasterungen entpuppen sich bei näherem Hinsehen allerdings als Nistanlagen von Wildbienen und Grabwespen.

Um die Insektenvielfalt zu fördern, braucht es immer Nahrung und Nistmöglichkeit. Mit den Tipps in dieser Artikelreihe können Sie, auch auf kleinem Raum, beides bieten und tragen zum Erhalt unserer biologischen Vielfalt bei.