Rauchfangkehrerin der anderen Art
Sommerzeit ist Wespenzeit, deshalb geht es in diesem Monat auch um eine Wespenart. Wir stellen mit der Gemeinen Schornsteinwespe eine Vertreterin aus der Gruppe der Faltenwespen vor, die absolut friedfertig ist und die mit etwas Geschick als Nützling in den Garten gelockt und beobachtet werden kann.
In Niedersachsen gibt es 54 verschiedene Faltenwespen-Arten. Namensgebend ist die Weise, wie sie die Flügel nach dem Flug in Ruhestellung über dem Hinterleib zusammenfalten.
14 Arten bauen Nester, die an Pappmaché erinnern, und leben als Volk mit einer Königin an der Spitze als sozialer Staat zusammen. Sie haben den Instinkt ihr Nest zu verteidigen. Aber nur zwei Arten unter ihnen, die im Dunkeln nisten, können für uns unangenehm werden. Dies sind die beiden bekanntesten Arten: die Deutsche Wespe Vespula germanica (mit drei Punkten im Gesicht) und die Gemeine Wespe Vespula vulgaris (mit der ankerförmigen Zeichnung im Gesicht). Alle anderen sozialen Wespen reagieren auf uns nur, wenn wir z.B. beim Heckenschnitt das Nest beschädigen.
Die übrigen 40 Wespenarten in Niedersachen leben als solitäre Arten, vergleichbar mit der Lebensweise der meisten Wildbienen, die nur während der Paarungszeit Kontakt zu anderen Artgenossen pflegen. Der einzige Unterschied zu ihnen ist, dass sie für ihren Nachwuchs Nahrung in Form von tierischem Eiweiß und keinen Nektar und Pollen sammeln.
Eine besonders interessante Art und eine wahre Baumeisterin ist die Gemeine Schornsteinwespe. Zwischen Mai und Ende Juli ist sie in solchen Gärten zu finden, die natürlicherweise Lehm oder Löß aufweisen, was im Norden Deutschlands eher selten ist. Sie nimmt aber auch künstliche Steilwände in Form von Nisthilfen und lehmige Bereiche in Trockenmauern und Steinhaufen gerne an. Da sie als solitäre Wespenart keinen Staat bildet, ist sie sehr friedfertig, weshalb sie sehr gut beim Nestbau beobachtet werden kann.
Die Gemeine Schornsteinwespe gräbt mit ihren Mundwerkzeugen Gänge und legt darin Brutzellen an. Das „abgebaute“ Material verbaut sie mit etwas Flüssigkeit verklebt in Form von kleinen Kügelchen um den Nisteingang herum. So entstehen die typischen, bis zu 5 cm langen „Schornsteine“, die auch an Wasserhähne erinnern, weil sie sich nach unten biegen. Als Steilwandbewohnerin hat sie so auch das Material für den Nistverschluss parat: Sie verschließt die Kammern und den Gang mit den Lehmkügelchen – der „Schornstein“ wird nach und nach wieder abgebaut. Zudem ist es für Parasiten so schwerer, Eier in die Nester der Schornsteinwespe abzulegen.
In den Brutzellen, die im 6 bis 8 cm langen Gang angelegt werden, befinden sich die Eier, aus denen sich Larven entwickeln. Für die Versorgung der Larven werden pro Larve bis zu 30 (!) Rüsselkäferlarven ins Nest getragen. Die erwachsene Schonsteinwespe kann beim Blütenbesuch beobachtet werden, da sie sich von Nektar ernährt. Sie ist im Garten nützlich als Schädlingsbekämpfer.
Steckbrief
Name: | Gemeine Schornsteinwespe (Odynerus spinipes) |
Lebensräume: | in Lehm und Löß, Lehmfachwerk, Trockenmauern |
Vorkommen: | Anfang Mai bis Ende Juli in einer Generation |
Aussehen: | 9.5 bis 12.6 mm lange schwarze Faltenwespe mit gelben Ringen am Hinterleib und gelben Beinen. Oftmals ist im ersten gelben Streifen zum Brustbereich hin, mittig, eine kleine schwarze Kerbe zu erkennen. Einzige Art, die „Schornsteine“ baut. |
Text: Sandra Bischoff und INSA-Team
Meine Schorsteinwespen nutzen Röhren die ich in Holz gebohrt habe.
(Insektenhotel)